Optische Telegraphie in Preussen 1832 - 1852

Telegraphenlinie von Berlin nach Koblenz
Nach dem Ende der Befreiungskriege sprach 1815 der Wiener Kongress dem Königreich Preußen die Rheinprovinzen und Westphalen zu. Zur Sicherung der Landesgrenzen vom preußischen Kernland zu den entfernten Landesteilen wurde eine Möglichkeit zur Nachrichtenübermittlung gesucht. Nach dem französischem Vorbild befasste sich auch Preußen mit der Optischen Telegraphie.

Mit der Kabinettsorder vom 21.7.1832 verfügte Friedrich Wilhelm III. die Errichtung einer optischen Telegraphenlinie im Königreich Preußen. Nach der Zustimmung der Kleinstaaten - dem Herzogtum Braunschweig und dem Königreich Hannover - entstand die längste Telegraphenlinie Deutschlands auf einer Strecke von etwa 600 km.

Karte: Deutsches Technikmuseum Berlin 2017

Die ersten 19 Stationen von Berlin bis nach Magdeburg waren bis November 1832 errichtet. Die weiteren Stationen der Telegraphenlinie von Magdeburg nach Koblenz wurden bis zum Herbst 1833 fertig gestellt. Die Telegraphisten wurden mit der neuen Methode zur Nachrichtenübermittlung vertraut gemacht. Nach 1849 sendete auch erstmalig das Königlich Preußische Ministerium für Handel und Gewerbe Depeschen von Berlin in die Provinzen. Die letzte Strecke der Optischen Telegraphie verlief noch von 1849 bis 1852 von Köln nach Koblenz.
Bis heute gilt die "stille Post" mit den "geflügelten Worten" in der Nachrichtenübermittlung als Pioniertat.


Die Wegbereiter und Erfinder
Claude Chappe
  Claude Chappe
  (1765-1828)

Erst dem französischen Techniker Claude Chappe gelang es zur Zeit der französischen Revolution eine technisch praktikable, optische Telegraphie-Vorrichtung, basierend auf der Zeichenübermittlung mit Hilfe von schwenkbaren Signalarmen zu entwickeln.
An einem hohen Mast waren zwei schwenkbare Querbalken mit zwei weiteren schwenkbaren Indikatoren an jedem Ende angebracht, womit je nach Position anhand eines Codes unterschiedliche Buchstaben signalisiert werden konnten.


Der Telegraph nach Chappe

Pistor
  Carl Philipp Heinrich
  Pistor
  (1778–1847)

Die technische Idee und Initiative zum Bau der damals längsten Telegraphenlinie Mitteleuropas gingen vom Berliner Geheimen Postrat Carl Philipp Heinrich Pistor aus. Pistors Konstruktion des Telegraphenapparats war von den Geräten des Engländers Barnard L. Watson inspiriert, der wiederum auf dem „Second Polygrammatic Telegraph“ von William Pasley basierte: Einem Mast mit sechs Telegraphenarmen. Pistor übernahm das sechsarmige Prinzip, überarbeitete die Mechanik der Konstruktion. Außerdem entwickelte seine Werkstatt die für den Betrieb notwendigen Fernrohre, die später auch von Pistor produziert wurden. Im Dezember 1830 hatte Pistor dem Ministerium für auswärtige Anelegenheiten eine Denkschrift über den Entwurf zur Errichtung einer Telegraphenlinie in den Königlich Preußischen Staaten: "Die Anlegung telegraphischer Linien innerhalb der königlichen Staaten" vorgelegt. Der Vorschlag wurde vom Generalstab der Armee befürwortet und der Obrigkeit zur Enscheidung vorgelegt. Pistor erhielt den Auftrag zum Bau der Telegraphenanlage und wurde später zum Oberpostrat im Genaralpostamt in Berlin befördert.
O`Etzel
  Franz August O’Etzel
  (1784 - 1850
)
Franz August Oetzel, später O’Etzel und dann von Etzel, preußischer Generalmajor, entstammte einer irischen Adelsfamilie. Sein Vater siedelte nach Preußen über. Franz August studierte das Apothekerfach, sowie das Bergfach in Berlin und ging nach Paris , wo er Alexander v. Humboldt kennen lernte.
Nach der vom König erteilten Kabinettsorder wurde 1832 die oberste Bauleitung O`Etzel und die Ausrüstung mit Signalgebern und Fernrohren Pistor übertragen. O`Etzel konnte die Standorte der Stationen selbst ausgewählen. Um den Sichtkontakt auf der Strecke zu gewährleisten, mussten mancherorts Bäume eingekürzt und gefällt werden. Wo es notwendig war, erbaute man die Stationen deshalb auf erhöhtem Gelände.
Neben der Bauleitung befasste er sich auch mit den zur telegrafischen Korrespondenz erforderlichen Codes, Methoden und schrieb die Codebücher der Telegraphenlinie und leitete die gesamte Anlage ab 1835 als „Königlich Preußischer Telegraphendirektor“.
Später zum Generalmajor aufgestiegen, verließ das preußische Militär aus gesundheitlichen Gründen im Jahr 1848.
1794 gab es in Frankreich bereits erste reguläre Telegraphenlinie zwischen Paris und Lille über 270 km.
Napoléon Bonaparte nutzte das System zwischen den verschiedenen Truppenteilen. Der Nachteil war, dass die Signalmasten von jedermann gesehen und die militärischen Nachrichten somit auch von Unbefugten gelesen werden konnten. Nur die spätere Einführung von Codes machten eine Geheimhaltung möglich.
Bis 1845 entstand in Frankreich ein von Paris ausgehendes, flächendeckendes Telegrafennetz, das die Hauptstadt mit allen wichtigen Städten des Landes verband.
1833 gelang es den Professoren Gauß und Weber aus Göttingen mit Hilfe von zwei Drähten die erste elektromagnetische Nachrichtenübermittlung über eine Entfernung von einem Kilometer zu entwickeln. Erste praktische Versuche entstanden an einer Bahnlinie.
Auch O`Etzel beschäftigte sich mit der neuen Technik. Er setzte sich intensiv mit der aufkommenden elektromechanischen Telegraphie auseinander, entwickelte selbst entsprechende Apparaturen und leistete Vorarbeiten zur Einführung des Systems in Preussen, die noch in seiner Amtszeit erfolgte. So wurde an der Berliner Eisenbahn 1846 eine Telegraphenlinie entwickelt, die später weiter bis nach Koblenz geführt worden ist.
Text- und Bildquellen: Wikipedia