Mitten im Sauerland fanden wir eine preiswerte Unterkunft im Bildungszentrum
direkt am Sorpesee. Von jedem Balkonzimmer hatten wir einen traumhaften
Ausblick auf den See. Mit Vorfreude auf die erste Exkursion fuhren wir
bereits am Nachmittag des ersten Tages nach Iserlohn zur Station 43.
Auf dem Fröndenberg steht immer noch das alte Telegraphenhaus mit dem
Mast, welches nach 1900 mit einigen Anbauten ein neues Ensemble bildet.
Der Danzturm erfreut sich großer Beliebtheit. Er wurde zu Ehren des Lehrers
Ernst Danz 1909 erbaut, der sehr um die Aufforstung des Stadtwaldes
bemüht war. In der gut gestalteten Dauerausstellung sind viele Zeichnungen
der Stationslinie und Pflanzenbilder im Treppenaufgang des Turms zu sehen.
Am Eingang vom Danzturm entdeckten wir, dass die Station 18 in Neuwegersleben
in einer Zeichnung von 1970 abgebildet ist. In der Bildunterschrift
heißt es: "Ruine der Station 18, Neuwegersleben, heute
DDR" Diese Angaben sind aus dem Buch von Dieter Herbarth irgendwann
übernommen worden. 23 Jahre nach der Wende ist es an den Iserlohner
Heimatforschern vorbei gegangen, dass die Station 18
als Telegraphenstation seit Jahren wieder aufgebaut worden ist. Werner
Neum, der Leiter des Denkmals in Neuwegersleben, hat nach unserem Besuch
schriftlich auf die Rekonstruktion der Station aufmerksam gemacht.
Am
nächsten Tag ist unsere Gruppe zur Station 42
auf den Noltenkopf gewandert. Die Sicht zur nächsten Station ließ
sich selbst mit einem Fernrohr nur erahnen. Uns wird klar, dass die
Telegraphisten Probleme hatten, bei schönem aber dunstigem Wetter
die Stellung des nächsten Telegraphen zu erkennen. Reste von Bruchsteinen
liegen überall herum und wir überprüften mit den Navigationsgeräten
die Koordinaten.
Im Tal entdeckten wir auf einem alten Bauerhof einen Ökoladen mit
frischen Gemüse-, Wurst- und Schinkenangeboten und kaufen für
das abendliche Grillen ein.
Weiter ging es zur nächsten Station über Iserlohn nach Veserde.
Mit den GPS-Geräten in der Hand näherten wir uns einem Gehöft
auf dem Berg. Welche Üerraschung: Es ist die Station 44
- der Wegweiser Telegraph führt direkt zum Haus. Den Besitzer trafen
wir in seiner Werkstatt an, und es stellte sich heraus, dass sich Ulrich
Woitkoski intensiv mit der Geschichte der Telegraphie beschäftigt
hat. Er kannte auch die anderen Stationen im Umkreis. Wir durften in
seinem Haus einen Blick vom obersten Geschoss auf die nächste
Station werfen.
Am
3. Tag sind wir nach Breckerfeld gefahren, um eine Vorstellung zu erhalten,
wo die Station 45
auf dem Wengeberg gestanden haben könnte. Die etwa
vor 30 Jahren fotografierten Bilder im "Herbarth" sind uns eine Hilfe.
Im Heimatmuseum fanden wir ein Modell, das wie eine Puppenstube sehr
anschaulich gestaltet worden ist. Nach dem Öffnen der vorderen
Wand kommt die ganze Einrichtung des zweistöckigen Hauses zum Vorschein.
Der Standort der Station 46
in Radevormwald befindet sich auf dem heutigen Sportplatz.
Auf den Grundmauern der Station ist das Haus des Platzwarts gebaut worden.
Hier gibt es eine Straße "Am Telegraf" und eine "Telegrafenstraße".
Zum Sportplatz führt aber ein Weg, der von der "Jahnstraße
" abgeht.
An den Stationen 47 und 48 vorbei fuhren wir nach Leverkusen. Bei der
Suche nach der Station 49
bemerkten wir, dass die Straße "Am Telegraf" uns
nicht zum alten Standort führte. Die Telegraphen-Klause hatte geschlossen,
in der das Ögemälde der ehemaligen Station hängt. Wir suchten
mit dem Navi in der Hand nach den bekannten Koordinaten. Anwohner wurden
auf uns aufmerksam und zeigten uns hochgewachsene Bäume als Beweis
für den alten Standort. Zwischen zwei Straßenzügen sind sie
deutlich zu erkennen. Mutig klingelten wir am nächst gelegenen
Haus.
Ein freundlicher Herr lud uns auf sein Grundstück ein. Dr.
Merz erzählte die Geschichte vom Bau des Hauses seiner Eltern. Unter
der Terrasse liegen die Bruchsteine zur Hangbefestigung. Später wurden
wir noch von einer Dame in ihren Garten eigeladen. Auch von hier ist
der Standort des Telegraphen gut auszumachen. Auf einmal rückten
wir in den Mittelpunkt des Interesses der Nachbarn. Dass einmal die
Telegraphenstation in ihrer Gegend so eine Bedeutung hatte, wurde mit
Erstaunen zur Kenntnis genommen. Mit einer Einladung zum Wiederkommen
verabschiedeten wir uns .
Zurück am Sorpesee ließen wir die Tage ausklingen. Die Telegraphentour
war erfolgreich, das Wetter spielte mit und wir haben etliche neue Kontakte
geknüpft. Die nächste Erkundungstour ist schon geplant. Unser
Fazit ist, man muss vor Ort recherchieren und mit den Anwohnern reden...
Fotos: Lewerenz (6), Neum (2), Grunwaldt (1)

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