Optische Telegraphie in Preussen 1832 - 1852

Station 39    Uelde  Entfernung zur Station 40 = 11,2 km  
Diese Station lag auf einer Höhe von 335 Metern ü. NN oberhalb des Dorfes Uelde, aber schon auf dem Gelände der Gemeinde Belecke. Sie war von der vorhergehenden 11,2 km entfernt. Zur nächsten Station "Bischofs Haar" waren es 11,5 km. Zunächst im Urmesstischblatt 1839 dargestellt, ist das etwa 500 qm große Stationsgrundstück mit Zuwegung auch noch in der Katasterkarte von 1970 als selbständige Parzelle ausgewiesen.
Der Heimatverein Uelde mit seinem Vorsitzenden Karl Wasmuth hat sich in den letzten Jahren sehr um die Geschichte der Telegrafenstation bemüht, sodass Anfang 2008 in etwa 250 Meter Entfernung am Weg "Lange Hecke" in einem kleinen Birkenwäldchen ebenfalls eine Informationstafel aufgestellt wurde. Karl Wasmuth veröffentlichte 2009 auch einen ausführlichen Bericht über den optischen Telegraf Nr. 39 in Uelde in den Lippstädter Heimatblättern. Interessant ist eine Mitteilung im amtlichen Wochenblatt "Arnsberger Intelligenzblatt" im Jahre 1834, in der kurz die Eröffnung der Station 39 Uelde beschrieben wird. An diesem Tage war auch der Direktor Major O'Etzel mit dem Lippstädter Landrat anwesend. Aus diesem Bericht gehen auch die Namen der damaligen ersten Bediensteten hervor: Obertelegrafist war Bernd Huske, der Untertelegraphist hieß Ernst Müßig. Dieser schrieb auch Gedichte über die Telegraphie.

Im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main ist ein Gedicht erhalten, in dem der Telegrafist Müßig bei seiner Anstellung als Untertelegrafist in Uelde für die Gnade dankt, dass er ein "solches Haus beziehen kann". Er weist aber auch auf Probleme hin, die für die nicht-beamteten Angestellten von großer Bedeutung waren:

Text und Abbildungen:
Peter Sukkau

 

Station 38, Landschaft
Im Links auf dem Feld stand die Station, im Hintergrund die Lange Hecke

Station 38, Karte
Urmesstischblatt von 1839, Maßstab 1:25 000

Station 38, Schaukasten
Schaukasten am Weg der Langen Hecke

 

"... Und darum wird mir wohl Verzeihung werden,
Wenn ich die allgemeinen Wünsche für
Den Fortgang und Bestand der Fernschreibkunst,
Ich auch die Wünsche mische für mein Ich,
Und für die Wackern die auf gleicher Stufe
Jetzt mit mir stehen und weniger und mehr
In einer Lage sind der meinen ähnlich.
Wie ungewiß wie schwankend mit wie wenig
Versicherung verknüpft ist uns're Stellung!
Wie wenig gleicht sie doch dem schönen Loose,
Das unsern Staatsbeamten zugefallen.
Die sind versorgt für ihre Lebenszeit,
Wenn sie mit Treue den Beruf erfüllen,
In den ein güt'ges Schicksal sie gestellt.
Nicht fürchten dürfen sie des Alters Last,
Nicht beben vor Hilflosigkeit und Mangel,
Wenn mit den Jahren ihre Kraft entweicht.
Erholung finden sie im Kreis der Ihren..."
1840 und 1844 taucht ein gewisser Theodor Langbein als Telegraphist in Uelde im Kirchenbuch der Soester Petrikirche auf. Er ließ seine Kinder in Soest bei Pastor Schenk konfirmieren.
Als Wohnort wurde einmal "Uelde bei Anröchte Nr. 39" [Telegrafen-Nr.!], das andere Mal "in Belecke auf der Telegrafenstation" angegeben. Theodor Langbein starb aber schon im Mai 1845 etwa 45 jährig und wurde in Soest auf dem Osthofenfriedhof begraben.
Auch ein Emil Langbein und ein Johann Friedrich Twelmann tauchen in dieser Zeit im evangelischen Soester Kirchenbuch als Telegrafisten in Uelde auf.

Das Haus der Telegraphenstation wurde etwa 1850 abgebrochen.
Türen und Fenster sollen beim Neubau eines Hauses im Dorf wieder verwendet worden sein.
Im Jahre 2006 hat Helmut Fröhlich aus Sichtigvor eine fast wahre Geschichte über die Eröffnung der Telegraphenstation an Clives Busch (Uelde) geschrieben (Sichtigvorer Geschichten).

 

Ein weiteres Gedicht von Ernst Müßig:

Gedicht

 

www.uelde.info/