Optische Telegraphie in Preussen 1832 - 1852

Station 31    Entrup  Entfernung zur Station 32 = 5,3 km  

Am Sonntag, 28. April 2013, weihten die Detmolder Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl und Höxters Landrat Friedhelm Spieker den im Rahmen des Projekts „Erlesene Natur“ den angelegten 26 km langen Radweg von Steinheim nach Nieheim ein. Die Tour durch „das Reich des Grünen Königs“ (Laubfrosch) führte durch die saftigen Emmerauen und Beberauen zu den Nieheimer Tongruben.

Radroute von Steinhaim nach Nieheim
Radroute von Nieheim nach Steinheim

Bei diesen handelt es um stillgelegte Tonabbaugebiete für Ziegeleien, die um das Jahr 1980 mit Sonder- und Hausmüll verfüllt werden sollten. Dem hartnäckigen Widerstand der Bevölkerung ist es zu verdanken, dass der Kreis Höxter und das Land von ihrem Vorhaben Abstand nahmen und das gesamte Areal unter Schutz stellten. Heute befindet sich die Fläche im Besitz des Landes NRW und dient  zahlreichen bedrohten Tieren als einzigartiges Refugium. Neben verschiedenen Wasser- und Singvögeln fühlen sich die Nachtigal und der Neuntöter hier zuhause. In den Teichen geben die Frösche ihre Konzerte und am Ufer grasen mehrere Wasserbüffel. Insekten, Amphibien und Schmetterlinge lassen sich hier ebenfalls beobachten.
Das Ziel der Regierungspräsidenten und der sie begleitenden Radler aber war der im Mai 2012 fertig gestellte Aussichts- und Telegrafenturm auf dem 231 Meter hohen Lattberg bei Entrup.


Text und Fotos: Josef Köhne

"Im Reich des grünen Königs" - festliche Einweihung des
26 km langen Radweges

Entrup, Blasorchester aus Sommerzell
Das kleine Blasorchester der Sommerseller Musikanten

Friedhelm Spieker, Josef Köhne, Marianne Thomann 
            und Reinhald Zabel
Friedhelm Spieker, Josef Köhne, Marianne Thomann-Stahl und Reinhold Zabel
(von links nach rechts)

Treppenturm von Entrup
Die Besucher im Treppenhaus

Der Vorsitzende des Telegrafenvereins Entrup, Josef Köhne, bedankte sich bei der Regierungspräsidentin, beim Landrat und bei dem für den Turmbau zuständigen Abteilungsleiter Hans-Werner Gorzolka mit jeweils einer Flasche „Telegrafistenbrand.“ Torsten Blume und Dr. Stefan Krooß von der Planungsabteilung des Kreises Höxter konnten sich über ein „Schächtelchen“ Detmolder Thusnelda Bier freuen. „Von der Idee bis zum Bau des Turmes sind 12 Jahre vergangen“, sagte Köhne, „nun sehen wir, dass sich Ausdauer und Mühen gelohnt haben.“

Bei ihrer Ankunft wurden die prominenten Radler und ihre mehr als 100-köpfige Begleitung  schon von weitem mit einem dreifachen Trompetensignal der Bläser des Musikvereins Sommersell begrüßt. Diese standen oben auf dem Dach der Telgrafenplattform und schickten ihren Gruß in das blühende Kulturland Kreis Höxter. Bei herrlichem Sonnenschein genossen anschließend Regierungspräsidentin Marianne Thomann- Stahl, Landrat Friedhelm Spieker und mehrere 100 Gäste den herrlichen Panoramablick vom 24 Meter hohen Aussichtsturm über die Steinheimer Börde, bis hin zur Abtei Marienmünster, zum Hermann bei Detmold und zum preußischen Velmerstot.
Für die notwendige Stärkung sorgte indes der „Verein zur Förderung der historischen Telgrafie in Entrup e.V.“ Als sachkundiger Telegrafist stand Reinhold Zabel aus Niedersachsen Rede und Antwort.

Entrup, Reinhold Zabel
Reinhold Zabel beim Stellen der Indikatoren

Mit einem exzellenten Fachwissen über die historische mechanische optische Telegrafie erstaunte Dr. Manfred Menning vom Deutschen Geo-Forschungszentrum in Potsdam die interessierten Besucher.  Es sei eine gelungene Veranstaltung an einem schönen Ort des Kreises Höxter, freute sich Landrat Spieker. Allen am Bau des Turmes Beteiligten sagte er Dank für ihren Einsatz.

Pünktlich um 15.00 Uhr wurden dann, von einem Tusch der Sommerseller Musikanten begleitet, am Telegrafen in Entrup deutlich sichtbar die Buchstaben A – O – K (alles o.k.) gestellt. Die Antwort aus Oeynhausen lautete: H – G – W (Herzlichen Glückwunsch)!


Der Höhepunkt im Jahr 2012 war die Aufstellung des Aussichts- und Telegraphenturms von der Bodenplatte
bis zum Telegraphenmast in Entrup

Der Turmbau zu Entrup hoch oben auf dem 231 Meter hohen Lattberg ist einmalig in Deutschland. Im Original hat die ehemalige Telegraphenstation sicherlich nicht so ausgesehen, denn die klassischen Telegraphenhäuser und -türme waren gemauert. Der Aussichtsturm wurde nach langer Planungsphase im Frühjahr 2012 in drei Modulen gefertigt und mit einem Kran aufeinander gesetzt. Die Außenfassade ist mit Holzplatten verkleidet.
Innen überrascht eine offene Holzkonstruktion. Nach 111 Stufen gelangt der Besucher auf eine Plattform in 21 Meter Höhe. und ist überrascht von der Sicht: Weite Feld- und Wiesenlandschaften mit kleinen Ansiedlungen bis zum Horizont. Nach weiteren 18 Stufen erreicht man mit einem Führer des  „Vereins zur Förderung der historischen Telegrafie in Entrup e.V.“ die 24 Meter hohe Aussichtsplattform auf dem Dach des Turmes. Die Montagearbeiten vor Ort grenzten an Millimeterarbeit. Ein großes Lob für die Bauhandwerker mit ihrem Chef Burkhard Weber aus Gehrden an der Spitze.
Der optische Telegraph für die Station wurde von der Firma Habke aufgesetzt. Der Kreis hat das Bauwerk nach Bauordnungsrecht abgenommen und den Turm für die Öffentlichkeit freigegeben. Die optische Sichtverbindung zu den Stationen 30 (Vörden) und 32 (Oeynhausen) ist damit gegeben.


Entrup, TelegraphDer Telegraph aus der Perspektive. EntrupBlick auf Entrup Entrup, Telegraph- und Aussichtsturm
Der Turm mit aufgesetztem Telegraphen
Die Signalgebung erfolgt über das Stellwerk auf der Plattform. Mittlerweile hat der Verein auch damit begonnen, das Umfeld zu gestalten und Sitzgelegenheiten aufzustellen.
Die Ausschilderung zum Turm und die Kosten für den Signalmast einschließlich der Technik mit allen Nebeneinrichtungen trägt der Förderverein in Entrup mit Hilfe von Sponsoren.
Entrup, LandschaftWeithin ist der neue Turm zu sehen, der warme Ton leuchtet im Abendlicht

Fotos: Sellin (7), I.Zabel (2), Köhne (1)
Fotobuchseiten: Zabel, Köhne, Rüngener, Sellin...

Entrup, sponsorentafel
Die Sponsorentafel

Am Turmbauwerk führt die 25 Kilometer lange Rad-Erlebnisroute "Im Reich des grünen Königs" vorbei, die im Rahmen des Projekts „Erlesene Natur“ angelegt worden ist.