Optische Telegraphie in Preussen 1832 - 1852

Station 41    Höingen  Entfernung zur Station 42 = 10,4 km  
Heute liegt diese ehemalige Station (262 Meter ü.NN) fast mitten im Dorf Höingen. Die Entfernung zum nächsten Telegraph Nr. 42 Noltenkopf bei Menden-Dahlsen beträgt 10,4 km. Die Wegweiser und die standardisierte Informationstafel sind gut zu finden (beim Haus Hoppegarten Nr. 6). Erinnert wird an den Telegraphen durch die vom ehemaligen Standort nach Süden verlaufende Straße mit der Bezeichnung "Am Telegraf". Bei mehreren Besichtigungen und Gesprächen vor Ort konnte festgestellt werden, dass die Höinger Heimatfreunde noch sehr mit ihrem Telegraphen Nr. 41 verbunden sind. Im Hause von Leo und Erich Risse gibt es auch noch ein Modell der ehemaligen Station.
Der damalige Ankauf der Grundstücksfläche für die Station 41 gestaltete sich schwierig und zog sich über drei Jahre hin. Der frühere Besitzer Kersting lehnte die erste Grundstücksentschädigung
durch den preußischen Staat ab und strengte einen Prozess an. Seine Hartnäckigkeit
wurde mit einer deutlichen Aufbesserung des Kaufpreises belohnt.
Dienst auf dieser Station taten um 1842 der Obertelegrafist Wilkens, der dort mit Ehefrau,
Magd und Nichte sowie vier Kindern wohnte. Auch der Untertelegrafist Erdmann Hüske mit seiner dreiköpfigen Familie wohnte in der Station. Hermann Oltmanns listet in seiner "Erfassung der Daten der ev. Kirchenbücher von Soest" aber auch für das Jahr 1842 den Telegraphisten Wilhelm Hansen für Höingen auf.

Telegraphenstation 41, Wohnhaus
Die Telegrafenstation Nummer 41 wurde später
zum Wohnhaus umgebaut, Aufnahme etwa 1949

Station 41, heute Garten
Das Gewächshaus auf den Grundmauern der ehemaligen Station gebaut

 

Text- und Bilder: Peter Sukkau

Nach Auflösung der optischen Telegraphenlinie sollte 1850 das Haus abgerissen werden, weil es zu weit von Höingen "im Holz" lag.
Bei der ersten Versteigerung lag für den zu erzielenden Preis kein Interesse vor. Bei einer zweiten Versteigerung erfolgte der Zuschlag an den Landwirt Anton Schulte. Er erwarb Haus und Grundstück jedoch ohne Abbruchbedingungen, ihm sollte das Gebäude als Altenteil dienen. Mit einigen Veränderungen stand das Gebäude noch bis 1949, wobei der Turm während des zweiten Weltkrieges als Beobachtungsstation für den feindlichen Luftverkehr zum Schutz der Möhnetalsperre benutzt wurde. Nach 1949 diente die ehemalige Station der 1947 aus Schlesien ausgewiesenen Familie Pohl als Unterkunft, die es mit Fleiß und viel Mühe nach und nach zu einem neuen ansehnlichen Zuhause umbaute.
Hieran erinnert Ruth Pohl in der Broschüre der Heimatfreunde Höingen: "Geschichte und Geschichten unserer Heimat" (2004) Zwischen 1950 und 1960 war das Haus der alten Telegraphenstation Höingen oft ein Ausflugsziel von Schulklassen aus dem Kreis. Auch die Ortsgruppe Soest der Gesellschaft für Deutsche Postgeschichte ist mit ca. 30 Personen vor dem zum Wohnhaus umfunktionierten Telegraphenhaus auf einem Bild aus dieser Zeit zu sehen (Postgeschichtliche Blätter, Bezirk Dortmund, Nr. 30/1966) Als nach 1960 das Land um die Telegraphenstation für Baugrundstücke parzelliert wurde, verkaufte der derzeitige Eigentümer W. Schulte das Grundstück.